LE BATEAU
2013
oil/canvas, 70 x 70 cm
The motive leads the viewer to a lake on a summer day. It tells of the beauty of silence and of the identity of the woman with nature and playfully, dreamingly forgetting oneself in the moment. The world-enraptured seriousness the protagonist inevitably draws the viewer into its spell. Bygone moments of childhood release associations.
The water reflections harmonize the composition and create an inner balance. The boat, shifted to the left and slightly off the image axis is compositionally crucial for the spatial effect of the scene. The almost exact centre of the square picture is designated by the main light reflex of the composition, supported by the intense gaze of the woman on it. Through the light, both a dimension of depth is defined, as producing a temporally and spatially defined situation.
Light, which breaks through the water in large bright fields, caresses the figure and the paper ship. The colour reflections correspond to each other. By means of the glazing technique, they seem more transparent, almost as if floating. On the whole, it is a pictorial space submerged in blue/grey/brown/white. The overall silvery colour acts as a veiling haziness on it and dominates the painting. The harmony of the colours meets in a harmonious unity, which determines the overall impression of the picture.
The water becomes vivid and deep through light and colour. Otherwise there are hardly any spatial details. The light production, by itself, creates the spatial location.
Individual details, such as the facial feature of the woman, are omitted. By means of a consciously intended formal reduction of nature as a statement, light effects are emphasized in comparison to pictorial atmosphere. This causes an almost physical impression of the picture.
The narrative frame is of almost otherworldly ease. The whole scene is dreamlike and surreal. This other unreality becomes the strength of the picture, carrying it in that the unreal manifests itself as the concrete present. Randomly apparent reality is in its well-calculated and calculated casualness an essential statement and element of the painting. At the same time, it is also a liberating farewell to foreseeable constructions of logic.
In this other reality, a paper boat does not sink. It is large and powerful. Just as a thought is getting manifest at the moment in which it gets power, will and energy. In this world, things support that which, in one reality, do not otherwise support, longing flows there, where it would not otherwise flow, rest in themselves, which would drift aimlessly in another life. Thus, a coincidence of things, which in one reality do not belong together, yes appear incompatible. In this new reality, however, as if born from our dreams, the impossible can appear feasible and manifest, in a world safely cocooned by the power of conviction that things are possible, always and everywhere.
©Helga-Isabella Lorentz, art historian
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Das Motiv führt den Betrachter an einem Sommertag zu einem See. Es erzählt von der Schönheit der Stille, von der Identität der Frau mit der Natur und dem spielerischen, träumerischen Vergessen im Augenblick. Die weltentrückte Ernsthaftigkeit der Protagonistin zieht den Betrachter unweigerlich in seinen Bann. Längst vergangene Augenblicke der Kindheit setzen Assoziationen frei.
Die Wasserspiegelung harmonisiert die Komposition und erzeugt ein inneres Gleichgewicht. Das Boot, nach links verlagert und leicht aus der Bildachse gerückt, ist kompositorisch von entscheidender Bedeutung für die Raumwirkung der Szene. Der fast exakte Mittelpunkt des quadratischen Bildes bezeichnet zugleich den Haupt-Lichtreflex der Komposition, unterstützt durch den konzentriert darauf gerichteten Blick der Frau. Mit dem Licht wird sowohl eine Dimension der Tiefe verortet, als auch eine zeitlich und räumlich definierte Situation hergestellt.
Licht umspielt die Figur und das Papierschiff, das in großen hellen Flächen durch das Wasser bricht. Die Farbreflexe korrespondieren untereinander. Durch die Lasurtechnik wirken sie transparenter, fast schwebend. Im Ganzen ist es ein in Blau/Grau/Braun/Weiß getauchter Bildraum, wobei die insgesamt silbrig wirkende Farbigkeit wie eine verschleiernde Dunstigkeit das Gemälde dominiert. Der Zusammenklang der Farben trifft sich in einer harmonischen Einheit, die den Gesamteindruck des Bildes bestimmt.
Das Wasser wird durch Licht und Farbe lebendig und tief. Sonst gibt es kaum räumliche Angaben. Die Lichtregie allein erzeugt innerhalb der kompositorischen Anordnung von Frau und Papierboot die räumliche Verortung.
Auf individualisierte Details wie z.B. die Gesichtszüge der Frau wird verzichtet. Durch die formal bewusst reduzierte Naturschilderung wird die Lichtstimmung zugunsten der Bildatmosphäre als Aussageträger gewichtet und bewirkt die fast körperliche Suggestion des Bildes.
Der erzählerische Rahmen ist von fast sphärischer Leichtigkeit. Die ganze Szene wirkt traumhaft und surreal. Ihre Irrealität entwickelt sich zur Stärke des Bildes, trägt es, indem das Unwirkliche sich als unmittelbar Gegenwärtiges manifestiert. Zufällig scheinbare Wirklichkeit ist in ihrer wohlberechneten und kalkulierten Beiläufigkeit wesentliches Aussageelement des Gemäldes, zugleich auch ein befreiender Abgesang an voraussehbare Formbildungen der Logik.
In dieser anderen Realität sinkt ein Papierschiff nicht. Es ist groß und kraftvoll. Wie ein Gedanke manifest wird in dem Moment, wo er Kraft, Willen und Energie bekommt. In dieser Welt trägt das, was sonst nicht trägt, strömt Sehnsucht dort, wohin sie sonst nicht käme, ruht in sich, was in einem anderen Leben ziellos treiben würde. Mithin ein Zusammentreffen von etwas, das in der einen Realität nicht zusammengehört, ja unvereinbar erscheint, in dieser einen neuen Realität jedoch wie aus unseren Träumen geboren, das Unmögliche machbar und manifest erscheinen lässt, in einer Welt sicher geborgen aus der Kraft der Überzeugung, dass Dinge möglich sind. Alle Zeit und überall.
©Helga-Isabella Lorentz, Kunsthistorikerin
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